Warum Erneuerbare?

Langfristiger volkswirtschaftlicher Nutzen der Energiewende
Quelle: Fraunhofer

Die Frage, ob wir in Zukunft auf Erneuerbare Energien umstellen werden, stellt sich eigentlich gar nicht. Die einzige Frage ist das „Wann“.

Die Nutzung fossiler Energien wird alleine schon aufgrund der begrenzten Ressourcen ein eher kurzes Kapitel der Menschheitsgeschichte sein. Zu den fossilen Energien ist hier auch die Atomkraft zu zählen, denn auch Sie braucht Ressourcen (Uran). Sie hat im Vergleich zu anderen fossilen Energien zwar Vorteile bei der CO2-Bilanz, aber eben einige inzwischen hinlänglich bekannte Nachteile. Das technische Risiko eines Atomunfalles ist zwar prozentual sehr gering, aber – wie aus der Historie inzwischen hinlänglich bekannt – dennoch vorhanden, die Folgen mussten bereits zehntausende erleben. Aber selbst wenn man dieses technische „Rest-Risiko“ nicht berücksichtigt, so ist die Entsorgung der Abfälle auch nach vielen Jahrzehnten ziviler Kernkraftnutzung immer noch ein vollkommen ungeklärtes und auch ökonomisch vollkommen unkalkulierbares Problem. Der deutsche Atomkraftkompromiss aus dem Jahr 2016 zeigt es deutlich: Die Gewinne wurden 40 Jahre lang von den Konzernen erwirtschaftet, die unkalkulierbaren Kosten und Altlasten werden in Zukunft dem Steuerzahler aufgebürdet.

Weitere fossile Energien wie Kohle, Öl und Gas haben sicher – wie auch die Atomkraft – ganz stark zur wirtschaftlichen Entwicklung der Industrieländer beigetragen. Vielleicht eine notwendige, aber eben endliche Etappe der Menschheitsgeschichte. Denn alle diese Energieformen haben negative Folgen, die wir uns in Zukunft ganz einfach nicht mehr leisten können. Die Themen Verfügbarkeit, Wertschöpfung, Klimawandel  sind hier zu nennen (siehe auch im Punkt „Warum Elektromobilität“). Nicht  zuletzt ist aber auch die Erschließung von Ressourcen, insbesondere bei Erdöl, direkt oder indirekt einer der Hauptgründe für die meisten Kriege und Konflikte der letzten Jahre (siehe auch „Schwarzbuch Öl“ von Thomas Seifert und Klaus Werner).

Auch wenn man sich nun streitet, ob z.B. Öl und Gas noch für 30, 50 oder 80 Jahre verfügbar sein wird, ob man die Risiken der Förderung in Alaska, des Frackings oder der Umweltzerstörung durch Ölgewinnung auch noch Teersanden eingehen will,  eins ist und bleibt letztendlich klar: Alleine die begrenzte Verfügbarkeit dieser Ressourcen wird das Zeitalter der fossilen Energien beenden und wir brauchen Alternativen, will die Menschheit Ihre Lebensgrundlage und ihren Lebensstandard in Zukunft erhalten.     

 

Es bleiben nun zwei Möglichkeiten:

Entweder wir setzen erst dann zu 100% auf die Erneuerbaren, wenn die Ressourcen schon zur Neige gehen. Dann werden wir aber die Folgen der Klimaveränderung in Ihrer vollen Härte zu spüren bekommen. Die Erhöhung des Meeresspiegels wird zur Zerstörung der Lebensgrundlagen vieler Menschen führen, Kriege und unvorstellbare Flüchtlingsströme werden die Folge sein.  

Die zweite Möglichkeit ist, die Energiewende jetzt sofort und mit maximalen Anstrengungen zu verfolgen. Das wird sicher eine sehr große Herausforderung. Photovoltaik und Windenergie werden nach den heutigen Erkenntnissen sicher den Hauptanteil des erneuerbaren Energiemixes stellen und diese beiden Energieformen haben ausreichend Potential und sind auch – nicht zuletzt durch das erfolgreiche deutsche Fördermodell EEG –  inzwischen sehr günstig  geworden. Die Energiewende ist bezahlbar! Aber in der Problematik der Fluktuation und den deswegen notwendigen Speichertechnologien stecken noch viele Herausforderungen. Je schneller wir diese aber angehen, desto eher werden wir die Folgen  des Klimawandels begrenzen können und desto schneller wird der Erfolg der Energiewende sich noch volkswirtschaftlich positiv auswirken. Nebenbei bietet diese Transformation das beste Konjunkturprogramm für die Länder, die die technologische Führung übernehmen werden.        

Eigentlich müsste das alles gar nicht diskutiert werden, sind doch die Klimaziele längst in zahllosen Klimakonferenzen international verbindlich vereinbart. Aber:

Es wird nunmehr Zeit, die Prioritäten neu zu definieren und den Konferenzen endlich konkrete Taten folgen zu lassen! 

Aber seien wir mal ehrlich, es ist doch auch schon einiges erreicht worden:  

Ausschließlich durch die damalige EEG-Gesetzgebung in Deutschland sanken die Preise für PV-Systeme in wenigen Jahren weltweit auf einen Bruchteil im Vergleich zu den ersten Installationen. Jeder kann heute PV-Strom für 10 ct/kWh am eigenen Dach selbst erzeugen – auch wenn in der Speicherung sicher noch Probleme zu lösen sind. In sonnenreicheren Gegenden der Erde erreicht man heute mit Solarstrom schon Gestehungskosten unter 4 ct/kWh (Stand Ende 2016).

Durch diese Entwicklung wurde Solarstrom nicht zuletzt auch in ländlichen Regionen von Entwicklungsländern erschwinglich, die sonst niemals die Chance auf eine bezahlbare Elektrifizierung gehabt hätten. Wer also meint, für die damalige Entwicklung der Solarenergie sei zu viel Geld ausgegeben worden, wer auch die damals geschaffenen mehreren hunderttausend Arbeitsplätze nicht als Erfolg akzeptiert, der vergleiche die Ausgaben des EEG einfach mal mit den Ausgaben, die ansonsten alleine für Entwicklungshilfe und für die Bekämpfung von Fluchtursachen in den Entwicklungsländern ausgegeben werden. Eine bessere und effektivere Bekämpfung von Fluchtursachen als eine stabile Energieversorgung und die damit verbundene Steigerung des Lebensstandards in ländlichen Regionen von Entwicklungsländern gibt es nicht!

Denn: Erneuerbare Energien alleine schaffen sicher noch keine gerechtere Welt.

Aber:  Eine gerechte Welt und ein Ende der Kriege um Öl und Ressourcen werden ohne die Voraussetzung dezentraler erneuerbarer Energien nicht möglich sein.       

Das ist doch ein Ziel, für das sich der Einsatz lohnt!